Der Darm und das Mikrobiom
Der Darm hat viele Aufgaben. Die Darmschleimhaut ist die größte "Kontaktfläche" des Körpers zur Umwelt. Sie hat "ausgebreitet“, je nach Körpergröße, eine Oberfläche von ca. 400- 500 Quadratmetern. Beim erwachsenen Menschen ist der Darm ca. 8 m lang.
Im Darm leben kleinste Mikroorganismen in Gemeinschaft (überwiegend Bakterien), genannt "Darmflora" oder neuerdings "Mikrobiom".
Die normale, gesunde Darmflora bildet einen Schutzfilm gegen das Eindringen krankmachender Keime und schützt damit vor einer Infektion. Sie stimuliert und trainiert das zum Darm gehörende Immunsystem, das ca. 80% des körpereigenen Abwehrsystems ausmacht. Sie unterstützt die normale Verdauungsleistung und die lebensnotwendige Aufnahme von Mikronähr- und Baustoffen aus der Nahrung. Sie verhindert die Aufnahme von allergieauslösenden Stoffen.
Verändert sich die normale (physiologische) Stoffwechsellage im Darm durch beispielsweise Infektionen, Magen-Darm-Erkrankungen, Stress, Nahrungsmitteleinflüsse, Medikamente, Hormonzufuhr, Toxinbelastungen, Alkohol oder Nikotin, ändert sich die Gemeinschaft der Mikroorganismen. In dem veränderten Milieu wird die gesunde Darmflora zurückgedrängt und kann ihre normalen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Diesen Zustand nennt man Dysbiose oder Darmfehlbesiedelung.
Zunächst kommt es zu Entzündungen der Darmschleimhaut, dann zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand ("Leaky-Gut-Syndrom"), so dass Stoffe in die Blutbahn gelangen, die dort nicht hingehören. Das Abwehrsystem des Körpers reagiert und es beginnt ein Teufelskreis.
Eine Darmdysbiose kann Mitauslöser anderer Erkrankungen sein oder diese negativ beeinflussen. Dies gilt besonders für Allergien, Hauterkrankungen (besonders Neurodermitis), Migräne und Störungen des Immunsystems (z.B. Infektanfälligkeit, Entzündungen, Autoimmunerkrankungen). Vergrößerte Mandeln oder Polypen bei Kindern können ebenso wie wiederkehrende Mittelohrentzündungen Ausdruck einer gestörten Abwehrleistung des Darmes sein. Nach neuen Forschungsergebnissen gibt es auch Interaktionen des Mikrobioms mit dem Nervensystem.
Im Rahmen einer Behandlung ist es wichtig, eine Störung der Darmflora zu erkennen, nach deren Ursachen zu forschen und wieder ein geeignetes Milieu herzustellen. Ziel ist es, im Idealfall wieder Symptomfreiheit oder Gesundheit auf dem Boden natürlicher, körpereigener Regulationsmechanismen zu erreichen.
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